Tantner, Anton: Die ersten Suchmaschinen. Adressbüros, Fragämter, Intelligenz-Comptoirs. Berlin: Wagenbach, 2015. 176 S. 20,50 Euro
ISBN 978-3-8031-3654-1

 


Verlags-Info

Rezensionen

Kurzbeschreibung

Was heute Suchmaschinen samt Dating-Apps, Tauschbörsen, Finanzmakler, Jobcenter und Auktionsplattformen übernehmen, versprach in der Frühen Neuzeit eine Institution zu leisten: das Adressbüro. Wer etwas kaufen oder verkaufen wollte, Arbeit, Wohnung, eine Dienstbotin oder einen Arzt suchte oder zu vermitteln hatte, konnte dort sein Anliegen gegen Gebühr in ein Register eintragen lassen oder Auszüge aus diesem Register erhalten. Solche Adressbüros gab es in vielen europäischen Städten, etwa in Paris das Bureau d'adresse, in London die registry oder intelligence offices, in der Habsburgermonarchie die Frag- und Kundschaftsämter und in anderen deutschsprachigen Städten Adresscomptoirs und Berichthäuser. Das Buch – eine überarbeitete und gekürzte Fassung von Anton Tantners Habilitationsschrift – liefert eine Geschichte des Suchen und Findens von Information aus der Perspektive einer Gegenwart, in der wir ohne Google kaum mehr leben zu können glauben und zugleich Privacy und Datenschutz zentrale Anliegen sind.

 

Inhaltsverzeichnis

Zuversicht und Sorgen des Informationsprofessionisten Caspar Rieß – eine wissenschaftliche Fiktion 7
Paris und London – Die Anfänge der Adressbüros
Die »Urszene«: Montaignes Vorschlag 17
Das Bureau d'adresse des Théophraste Renaudot 20
Pariser Adressbüros nach Renaudot 40
Londoner Offices of Intelligence 51
Deutschsprachige Ideen und Realisierungen im 17. Jahrhundert
Das Wiener Fragstuben-Projekt des Johannes Angelus de Sumaran 67
Wilhelm von Schröders Intelligentz-Werck 70
Leibniz' Pläne 72
Preußen: Adresshäuser als Pfandleihanstalten 76
Deutschsprachige Adressbüros im 18. Jahrhundert
Die habsburgischen Frag- und Kundschaftsämter 83
Ein geschwätziges Fragamt zu Pressburg 96
Die Frankfurter Frag- und Anzeigungsnachrichten 108
Sächsische Adressbüros 110
Das preußische Intelligenzwerk 116
Berichthäuser in Basel und Zürich 118
Schluss
Anfrage- und Auskunftscomptoire des 19. Jahrhunderts 123
Conclusio 130
Anmerkungen 140
Literatur 159
Abkürzungen 171
Dank 173
Rezensionen:
  • Süddeutsche Zeitung, 4.5.2015, S.13 hätte man sich (...) mehr Deutungsmut gewünscht. (...) Anton Tantner informiert uns mithin nicht einfach nur über die Vorgeschichte unserer Gegenwart, sondern auch darüber, dass es anders sein könnte. (Steffen Martus)
  • NZZ am Sonntag, Beilage Bücher am Sonntag, 26.4.2015, S.26 Dem österreichischen Historiker Anton Tantner kommt nicht nur das Verdienst zu, die verstreuten Zeugnisse der meist privat geführten Auskunftsbüros zu einem plausiblen Unternehmensmodell zusammenzufügen. Am Beispiel des Auskunftscomptoirs skizziert er eine erhellende Geschichte frühneuzeitlicher Informations- und Registriertechniken. (Monika Burri)
  • Wiener Zeitung, 14.4.2015, S.29 / Das Blättchen, 2.3.2015 / Junge Welt, 19.2.2015, S.10: Man kann darüber streiten, ob es sinnvoll ist, mit Tantner die Adressbüros als die Suchmaschinen des analogen Zeitalters zu bezeichnen. Nicht zu bezweifeln sind jedoch die Qualitäten dieses Buchs - ein großer Wurf. (Frank Ufen)
  • Neue Zürcher Zeitung, 1.4.2015, S.24: Das Resultat überzeugt: Quellennah und in einem angenehm lebendigen Stil verfolgt Tantner die Geschichte von Idee und Praxis dieser Einrichtungen bis ins späte 19. Jahrhundert, als sie von den Zeitungen und Generalanzeigern abgelöst wurden. (Oliver Pfohlmann)
  • DieZeitschrift.at, 26.3.2015: ein spannendes Buch, das nicht nur Einblick in das Suchverhalten der neuzeitlichen Stadtbewohner gibt, sondern auch nachweist, dass die Adressbüros für die Bürger wichtige analoge Suchmaschinen waren. (Marliese Mendel)
  • Falter, 11/2015, 13.3.2015, Beilage Bücher-Frühling 2015, S.35: Tantner schreibt flüssig und jargonfrei (...). Die Pionierarbeit ist verdienstvoll. (Oliver Hochadel)
  • Deutschlandradio Kultur, 7.3.2015: faszinierende[s] Thema (...) Immer dann, wenn Anton Tantner solcherart um die Ecke denkt, wird es spannend. (Alexander Pschera)
  • Die Welt, 14.2.2015, Beilage Die Literarische Welt, S.5: Mit seiner charmant unzeitgemäßen Konzeption von Suchmaschinen hat Tantner in den letzten Jahren ein veritables Forschungsfeld ausgehoben: das der Google-Archäologie. (...) Sehr schön und in leicht bekömmlichen Kapitelchen listet Tantner Beispiele (...) auf, die bezeugen, wie die Informationsverarbeitung funktionierte, bevor es Informatik dafür gab. (...) Tantners luzider Episodenführer durch mehrere Jahrhunderte Informationsvermittlung zeigt, wie die von den Adressbüros, Fragstuben und Berichthäusern praktizierte Auskunftei schon damals zwischen den Polen privacy und Kontrolle changierte, welche die Debatte bis heute prägen. (...) ein hochaktuelles Buch (...). (Marc Reichwein)
  • Salzburger Nachrichten, 5.2.2015, S.8 (Hedwig Kainberger).
  • Buchkultur, Heft 158, Februar/März 2015, S.52: Es ist spannend darüber zu lesen, wie das alles geworden ist, was wir heute selbstverständlich benutzen. (Konrad Holzer)
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.1.2015, S.10: Man lernt vieles aus Anton Tantners nahe an den Quellen bleibender und gerade deshalb kurzweilig zu lesender Darstellung. (Helmut Mayer)

Anton Tantner - Schrift & Wort